Tabuthema Inkontinenz: „Inkontinenz ist nichts, wofür man sich schämen müsste!“

Dr. med. K. Eskef © Jokba
Gießen, 13.06.24. Allein in Deutschland sind rund 10 Millionen Menschen von Harn- oder Stuhlinkontinenz betroffen. Gerechnet auf die Gesamtbevölkerung ist das jede 9. Person. Viele der Betroffenen vermeiden es aus Scham, ärztliche Hilfe aufzusuchen. Und das, obwohl eine sehr gute Heilungschance bei Inkontinenz besteht. Die Welt-Kontinenz-Woche will vom 15. bis 23. Juni 2024 genau darauf aufmerksam machen und über die vielfältigen Therapiemöglichkeiten aufklären. Entsprechend des Mottos „Gemeinsam für Lebensqualität: Inkontinenz verstehen und behandeln“ beteiligen sich auch die Fachexperten des St. Josefs Krankenhaus Balserische Stiftung an der Welt-Kontinenz-Woche und machen sich stark für mehr Aufklärung und Lebensqualität der Betroffenen: Dazu werden Plakate aufgehängt und Informationsmaterial ausgelegt, zudem wird auf der Homepage www.jokba.de und den sozialen Medien (Facebook und Instagram) unter @JokbaKrankenhaus auf das immernoch tabuisierte Thema Inkontinenz hingewiesen.
Im St. Josefs Krankenhaus Balserische Stiftung sind die Fachabteilungen „Gynäkologie und Geburtshilfe“ unter der Leitung von Chefarzt Dr. med. Kosai Eskef und „Allgemein-, Visceralchirurgie und Proktologie“ unter der Leitung von Chefarzt doctor-medic Sorin Şerban auf die Behandlung von Harn- und Stuhlinkontinenz spezialisiert. Die Teams um die Experten arbeiten im Schwerpunkt Beckenboden interdisziplinär zusammen. In der Beckenbodenkonferenz besprechen sie alle Fragen zur Abklärung der Therapie von Krankheiten des Beckenbodens und legen ein individuelles Therapiekonzept für die jeweilige Patientin bzw. den Patienten fest. Die Chefärzte nehmen die Welt-Kontinenz-Woche zum Anlass, die Krankheit aus der Tabuzone zu holen: „Inkontinenz ist nichts, wofür man sich schämen müsste!“, sind sie sich einig. „Viele Menschen leiden unter diesen Krankheiten. Mit einem Besuch beim Arzt ist schon ein wichtiger Schritt getan, um eine Heilung oder zumindest eine Linderung des Leidens zu erzielen.“
Harninkontinenz
Chefarzt Dr. med. Eskef ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Urogynäkologie und Beckenbodenrekonstruktion (AGUB) und hält mit seinem Team viele Möglichkeiten der Abklärung und der Therapie der Erkrankungen an Inkontinenz vor. „Unser Schwerpunkt liegt dabei auf der minimal-invasiven Urogynäkologie. Den Behandlungsplan passen wir den individuellen Bedürfnissen der betroffenen Frauen an.“, erläutert er.
„Anale Inkontinenz“ (Stuhlinkontinenz)
„Anale Inkontinenz“ (Stuhlinkontinenz) ist das Spezialgebiet von Chefarzt doctor-medic Şerban. „Die Stuhlinkontinenz ist eine mangelnde Kontrolle der Entleerung des Darmes, also der Unfähigkeit, spontanen Stuhl- oder Windabgang zu unterdrücken oder zu kontrollieren. Diese Erkrankung betrifft mindestens ca. 2 Prozent der erwachsenen Bevölkerung und steigt im Alter bis 15 Prozent an.“, erläutert der Proktologe. „Frauen leiden fünfmal häufiger als Männer unter der Krankheit. Das Thema ist leider noch tabu in unserer Gesellschaft und es gibt eine unbekannt hohe Dunkelziffer an Inkontinenz-Leidender.“
Die Ursache kann unterschiedliche Faktoren haben. „Diagnose und Therapie sind komplex und interdisziplinär. Die Betroffenen sollten einen erfahrenen spezialisierten Arzt aufsuchen, statt zu leiden und sich von der Gesellschaft zu isolieren.“, appelliert Chefarzt doctor-medic Şerban an die Patienten.
Die Deutsche Kontinenz Gesellschaft e.V. will neben der Patientenaufklärung in diesem Jahr auch gezielt darauf aufmerksam machen, dass die Gesundheitspolitik dem zunehmend anwachsenden Versorgungsbedarf bei Inkontinenzerkrankungen und Erkrankung des Beckenbodens zu wenig Beachtung schenkt. Bereits jetzt zeichnen sich in einer alternden Gesellschaft Versorgungsdefizite ab. Es geht der wissenschaftlichen Fachgesellschaft deshalb auch darum, die Volkskrankheit Inkontinenz auf die gesundheitspolitische Agenda zu setzen. Die Deutsche Kontinenz Gesellschaft verdeutlicht weiter, dass eine frühzeitige Therapie von Inkontinenzerkrankungen nicht nur körperliches und psychisches Leiden erkrankter Menschen lindert, sondern zugleich mittel- und langfristig ein aktiver Beitrag zur finanziellen Entlastung des Gesundheitswesens darstellen würde, da Folgeerkrankungen von Inkontinenz und damit Folgekosten vermieden werden können.
Weitere Informationen zur Welt-Kontinenz-Woche und zur Deutschen Kontinenz Gesellschaft unter: https://www.kontinenz-gesellschaft.de/.
Terminvergabe und Überweisung / Einweisung
Harninkontinenzsprechzeiten (Gynäkologie): Mo bis Fr 08:30 – 12 Uhr.
Nach telefonischer Vereinbarung mit dem Chefarztsekretariat: 0641 7002-320 oder per Sprechzeiten-Kontaktformular.
Koloproktologische Sprechzeiten (Allgemein-, Visceralchirurgie und Proktologie): Di und Do 13:00 - 15:30 Uhr.
Nach telefonischer Vereinbarung mit dem Chefarztsekretariat: 0641 7002-341 oder per Sprechzeiten-Kontaktformular.